Gestrandet - Endstation Südsee
Kapitel 1
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© 2015 Gestrandet - Endstation Südsee
Gestrandet - Endstation Südsee
Abenteuer-Thriller von Steeve M. Meyner

01 – Erinnerungen

Eigentlich habe ich früher niemals Bücher gelesen. Nicht als Kind und auch nicht als Jugendlicher! Nun gut, ein paar wenige Ausnahmen gab es dann doch. Und eine davon war Robinson Crusoe. Ich erinnere mich noch ganz genau an das violett-rote Buch mit Textileinband, das fast so groß war wie ein A4-Blatt, mit altdeutscher Schrift und jeder Menge handgezeichneten Bildern. Wenn ich ehrlich bin, waren sie sogar der eigentliche Grund dafür gewesen, dass ich begann, die alte Schrift in mich hineinzuquälen. Doch irgendwie zog die Geschichte mich recht bald in ihren Bann. Und in meiner überschwänglichen Vorstellungskraft erlebte ich alles live mit.

Ich weiß nicht mehr warum, aber irgendwie malte ich mir dabei aus, wie herrlich es sein würde, allein und abseits jeglicher Zivilisation auf einer kleinen Insel im Pazifik zu leben, dabei nur zu tun und zu lassen, was man auch selbst wollte, auf niemanden Rücksicht nehmen zu müssen, keine Verpflichtungen zu haben - kurzum wirklich frei zu sein! Nicht nur einmal wünschte ich mich zu dieser Zeit genau in solche Umstände. Damals, und das ist jetzt über zehn oder gar fünfzehn Jahre her, klang das alles so supertoll nach endlosem Abenteuer für mich.

Als ich dann älter wurde, hörten zwangsläufig auch diese Fantasien auf. Schon der einfache Gedanke daran, dass jemandem wie mir vielleicht eines Tages einmal ein ähnliches Schicksal ereilen könnte, war natürlich völlig absurd. Heute, im einundzwanzigsten Jahrhundert, gibt es keine unbekannten Inseln mehr. Außerdem haben wir heute ja auch um Welten bessere Technik: Satelliten, Flugzeuge, Radar und nicht zuletzt auch Navigationssysteme und Funkgeräte. Und mit dieser zivilisatorischen Sicherheit im Rücken kann uns so etwas Surreales auch nicht mehr passieren. Uns nicht! Und mir natürlich schon gar nicht! Auf keinen Fall!

Eigentlich hatte ich ja alles, was man so brauchte, um glücklich und zufrieden zu sein. Nach der Schule hatte ich studiert. Manche meinten zwar, dass Theoretische Physik nichts sei, womit man seine Brötchen verdienen könne, aber seit zwei Jahren hatte ich meine Traumstelle an einem renommierten Forschungsinstitut inne und verdiente dazu auch noch ganz gut. Nebenbei arbeitete ich an meiner Promotion. Und dann war da noch Joanna - oder kurz Jo - meine Verlobte. Im Sommer hatten wir vor zu heiraten. Jo hatte schon alles genau geplant.

Ganz nebenbei besaß ich auch noch viele gute Freunde und selbst die Beziehung zu meinen Geschwistern und meinen Eltern war bestens.

Mit anderen Worten - mein Leben war perfekt! Kein noch so kleines Wölkchen trübte den strahlend blauen Himmel meiner Existenz.

Was man besitzt, lernt man oft erst dann richtig zu schätzen, wenn man es auf einmal nicht mehr hat. Und so war es auch bei mir.

Das alles liegt nun bereits etliche Jahre zurück ...

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